Kettershausen war Modellgemeinde „Marktplatz der biologischen Vielfalt“ – Eine Erfolgsgeschichte!
Wir waren eine von zehn Teilnehmergemeinden – ausgewählt aus 36 Bewerbungen – und die einzige in Schwaben! Ziel des Projektes war es, den Erhalt der Artenvielfalt (Biodiversität) als kommunale Aufgabe zu verankern und mittels entsprechender Maßnahmen in unser Gemeindeleben zu integrieren.
Im Rahmen des Projektes kamen wir in den Genuss von Beratungsleistungen zur Entwicklung weiterer Strategien und zur Umsetzung konkreter Maßnahmen im Bereich Artenvielfalt. Dazu profitierten wir von dem Austausch im Netzwerk mit anderen Kommunen und den Trägern.
Die speziell für unsere Naturgemeinde Kettershausen verfasste Biodiversitäts-Strategie ging auf die Handlungsfelder Agrarlandschaft, Wald, Gewässer, Siedlung, Naturerleben und Bewusstseinsbildung sowie Wertschöpfung ein. Sie wurde gemeinsam mit zahlreichen Akteuren in mehreren Workshops erarbeitet und vom Gemeinderat beschlossen.
Die Strategie baute auf den bestehenden Naturschutzprojekten in unserer Gemeinde auf, sollte den Biodiversitätsschutz nachhaltig in der Gemeindestruktur verankern und basierte auf der Freiwilligkeit aller Akteure. Schauen Sie gerne rein in unsere Strategie (Stand zum Zeitpunkt der Fertigstellung im Sommer 2020), die uns als Leitlinie zur Verankerung des Biodiversitätsschutzes in unserer Kommune diente.
Biodiversitäts-Strategie Naturgemeinde Kettershausen (PDF)
Plan Maßnahmen und Projekte (PDF)
Seit 2018 erarbeitete die Gemeinde Kettershausen mit neun weiteren bayerischen Kommunen gemeindespezifische Biodiversitäts-Strategien zum Schutz von Arten sowie Lebensräumen und setzte bereits mehrere Maßnahmen um. Das Projekt wird über den inhaltlichen Abschluss zum Jahreswechsel 2021/22 noch lange nachwirken, denn die Strategien sind feste Bestandteile der kommunalen Entwicklung geworden. Die biologische Vielfalt benötigt diesen dauerhaften Einsatz, wie auf der abschließenden Bilanzkonferenz einhellig betont wurde!
Die Konferenz am 21.10.2021 in Amberg setzte den formalen Schlusspunkt hinter das Modellprojekt „Marktplatz der biologischen Vielfalt – Bayerische Kommunen setzen auf Biodiversität“ (01.2018-03.2022). Die Biodiversitäts-Strategien sind erstellt, knapp 80 Maßnahmen wurden in den Kommunen umgesetzt und feste Unterstützerkreise sind eingerichtet. Entsprechend positiv fiel das Projektfazit auf der Bilanzkonferenz aus. Mit dem Rückblick mochten sich die beteiligten Kommunen aber nicht lange aufhalten. Ihr Blick geht nach vorne, denn das Artensterben ist ungebremst und bedroht die menschlichen Lebensgrundlagen. Für eine Trendumkehr müssen die Bemühungen intensiviert sowie weitere Städte und Gemeinden für den Biodiversitätsschutz gewonnen werden.
Einstimmiges Fazit: Kommunen sind Schlüsselebene im Biodiversitätsschutz
Dass Kommunen für diese Herausforderung die richtige Handlungsebene sind, konnten die teilnehmenden Städte und Gemeinde eindrucksvoll bestätigen. Frau Ulrike Lorenz, Vorständin des Bayerischen Naturschutzfonds, welcher das Projekt aus Zweckerträgen der GlücksSpirale förderte, würdigte das Modellprojekt: „Der „Marktplatz der biologischen Vielfalt“ war richtungsweisend für mehr Biodiversität und für mehr kommunale Lebensqualität. Jede der zehn teilnehmenden Kommunen hat mit dem Projekt einen eigenen Markenkern der Biodiversität herausgearbeitet, der Bewusstsein und Identität schafft. Bayernweit geben die zehn Kommunen nun ein starkes Vorbild für mehr Artenvielfalt und tragen entscheidend dazu bei, dass die Biodiversität in den kommunalen Entwicklungsprozessen verankert wird. Die Förderung des Bayerischen Naturschutzfonds mit rund 700.000.-€ ist gut investiert. Besonders erfreulich ist, dass einige Kommunen bereits langfristige Folgeprojekte für mehr Artenvielfalt umsetzen.“
Streuobstwiesen müssen geschützt und nachgepflanzt werden
Im Rahmen der Bilanzkonferenz wurde noch ein bayernweit dringliches Handlungsfeld für die nahe Zukunft definiert. Norbert Metz vom Landschaftspflegeverband Mittelfranken zeigte in seinem Vortrag auf, dass der artenreichste Lebensraumtyp in Bayern, die Streuobstwiese, zirka 70 % der ursprünglichen Gesamtfläche in den letzten Jahrzehnten verloren hat. Wer die Biodiversität im Freistaat schützen will, muss diesen Trend umkehren. Und dafür ist jetzt die richtige Zeit! Der Bayerischen Streuobstpakt, den die Bayerische Staatsregierung mit mehreren bayerischen Naturschutzverbänden Ende 2021 vereinbarte, verfolgt unter anderem das Ziel, 1 Million Obstbäume bis zum Jahr 2035 zu pflanzen.
Möglichkeiten, wie durch die Verwertung des Obstes Wertschöpfung erzielt und Bewusstsein geschaffen werden kann zeigten sowohl Norbert Metz, als auch der zweite Referent, Magister Alois Wilfling aus der Steiermark auf. Der österreichische Streuobst-Spezialist überzeugte die Teilnehmer der Konferenz mit seiner Initiative eva&adam, die alte Obstsorten als Stars des Geschmacks und der Artenvielfalt in Szene setzt. Er weitete den Blick darüber hinaus, dass der Biodiversitätsschutz auch positive Effekte auf den Tourismus und die Landwirtschaft entfaltet.
Erfolgsgeschichte auch in Kettershausen
Nach der Erstellung und dem Beschluss der Biodiversitätsstrategie im Gemeinderat liegt der Fokus der Gemeinde Kettershausen nun auf der Umsetzung. Dabei wurde unter anderem ebenfalls das Thema Streuobst als wichtiges Thema aufgegriffen. Während im Herbst eine Streuobst-Sammelaktion mit Apfelsaftpressen stattfand, wurden kürzlich auch neue Streuobstbäume gepflanzt. Auf einer Fläche in Mohrenhausen – direkt neben der für ihre Sandschwalben bekannten Sandgrube – stehen jetzt acht Apfel- und zwei Birnenbäume. Im Auftrag der Gemeinde Kettershausen pflanzte die Baumschule Max Weber dort alte Sorten mit so klangvollen Namen wie „Prinz Albrecht Apfel“, „Alkmeneapfel“ oder „Gellerts Butterbirne“. Abgeschlossen wurde die Aktion mit der Pflanzung einer dreireihigen Hecke aus heimischen Sträuchern am Straßenrand, die als Wildschutzhecke dienen soll. Die zuvor intensiv genutzte Wiesenfläche wurde dadurch deutlich im Sinne der Artenvielfalt und der Biodiversität aufgewertet. Der finanzielle Aufwand für die Pflanzaktion wird aus dem „Marktplatz der biologischen Vielfalt“ vom Bayerischen Naturschutzfonds übernommen.
Bayerische Naturschutzverbände zogen mit den Kommunen an einem Strang
Möglich gemacht hat diese Erfolgsgeschichte eine einzigartige Zusammenarbeit zwischen den landesweit tätigen Naturschutzverbänden BUND Naturschutz in Bayern e.V., Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V. und Wildland-Stiftung Bayern sowie dem Markt Tännesberg. Die Akteure erhielten überdies fachliche Unterstützung durch das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz sowie durch den Bayerischen Gemeindetag. Auch bei Ihnen besteht zum Ende des Projekts Einigkeit, dass der kommunale Weg im Biodiversitätsschutz entscheidend ist, um die Ziele der Bayerischen Biodiversitätsstrategie zu erreichen. Sie dankten den teilnehmenden Kommunen ausdrücklich für ihren Einsatz zum Schutz der biologischen Vielfalt und motivierten sie, ihr Engagement weiter auszubauen. (Pressemitteilung aus dem Projekt Marktplatz der biologischen Vielfalt)
Die Historie des Projektes:
Im Juni 2019 tauschten bei einer Exkursion nach Tännesberg die beteiligten Projektgemeinden praktische Erfahrungen zum Schutz der Arten- und Lebensraumvielfalt aus. Dabei wurden spezifische Ansätze und Anpassungen für die einzelnen Kommunen besprochen.
Zur Pressemitteilung der Exkursion vom 27. Juni 2019 mit ausführlichen Informationen
Projektstart:
Die Arbeitsphase startete am 30. November 2018 mit dem 1. Forum zur Netzwerkgründung. Hier legten alle beteiligten Projektgemeinden den Grundstein für einen langfristigen Einsatz zum Schutz der Arten- und Lebensraumvielfalt:
Zur Pressemitteilung des 1. Forums der Projektgemeinden am 30. November 2018
Zum Programm des 1. Forums der Projektgemeinden am 30. November 2018
Vorbild für das Modellprojekt war die Marktgemeinde Tännesberg, die erste Biodiversitätsgemeinde Deutschlands (Lkr. Neustadt a. d. Waldnaab, Oberpfalz). Seit über 30 Jahren werden hier naturschutzfachliche Maßnahmen zum Erhalt und zur Verbesserung der Biodiversität durchgeführt. Auf Grundlage dieser langjährigen Erfahrung werden die Modellgemeinden gemäß ihren jeweiligen Voraussetzungen beraten. Das Projekt trägt die Kosten für die Entwicklung der gemeindeeigenen Strategien und koordiniert den Austausch im Netzwerk.
Verantwortlich: Biodiversitätsgemeinde Tännesberg
Projektmanagement „Marktplatz der biologischen Vielfalt“
www.kommunale-biodiversitaet.de