Der Weg zur Naturgemeinde

Anfang 2015 war die Geburtsstunde der „Naturgemeinde“. Im Februar erfolgten im Rahmen einer Klausur des Gemeinderates Kettershausen an der Schule der Dorf- und Landentwicklung in Thierhaupten erste Ideenfindungen zum Thema Naturgemeinde.

Im Verlauf der ersten Jahreshälfte 2016 schloss sich eine konzeptionelle Überarbeitung an. Im April fiel der Beschluss des Gemeinderates zum Überbegriff / Leitmotiv der „Naturgemeinde“.

Im Rahmen des Gemeindeentwicklungskonzeptes kam es zu zusätzlichen Diskussionen in vier aktiven Arbeitsgruppen, die sich unter starker Bürgerbeteiligung mit über 70 Teilnehmern aus allen Ortsteilen gebildet hatten. In je einer Sitzung widmeten sich die Arbeitsgruppen dem Thema Naturgemeinde, vertieften und definierten, was unter diesem Dachbegriff zu verstehen sei und was darunter fallen könnte. Dabei wurde die Vielfalt und Interpretationsfähigkeit des Überbegriffes erst richtig klar.

Im Mai 2016 folgte eine ganztägige Exkursion von Interessierten mit dem Reisebus nach Tännesberg (Oberpfalz), der bisher ersten und einzigen Biodiversitätsgemeinde in Bayern. Dort wurden zum Teil Gemeinsamkeiten und ähnliche Rahmenbedingungen, in vielen Punkten aber auch entscheidende Unterschiede zur Gemeinde Kettershausen erkenn- und erlebbar.

Den nächsten wichtigen Schritt stellte die methodische Ordnung und umfassende Aufarbeitung aller bedeutsamen Handlungsfelder durch ein beauftragtes Planungsbüro innerhalb des Gemeindeentwicklungskonzeptes dar. Dieses wurde über die sogenannte Koordinierungsgruppe der vier Arbeitsgruppen und daraus nachfolgend einer Projektgruppe „Öffentlichkeitsarbeit – Kommunikation und Marketing“ reflektiert und weiterverbreitet. Ein Ergebnis dieser Projektgruppe ist beispielsweise die Homepage, die Sie hier gerade besuchen. Dieses Marketing der Leitgedanken und der bereits erzielten Erfolge soll zum einen nach innen auf die Bewohnerschaft aller Generationen Wirkung entfalten. Zum anderen soll das Marketing aber auch nach außen, in die Nachbargemeinden, den Landkreis mit zugehöriger Fachverwaltung, die Region und alle betreffenden staatlichen Stellen und Fachorgane (im überwiegenden Falle auch sog. Träger öffentlicher Belange) wirken und ist eine systematische Daueraufgabe.

Mit Verankerung in der Bevölkerung und ausreichend positivem Feedback externer Stellen, die nicht zuletzt auch Bedeutung als Fördergeber und Unterstützer des von der Gemeinde Kettershausen eingeschlagenen Kurses haben können und sollen, war es angebracht, das Leitbild mit Slogan und Schlüsselbegriffen durch einen förmlichen Gemeinderatsbeschluss mit entsprechender Wirkdauer abzusichern. Dieser erfolgte Mitte 2016. Dadurch sollte Kontinuität im Hinblick auf bereits unternommene oder noch zu tätigende Investitionen sichergestellt werden.

Nachdem bereits im Vorbereitungs-Seminar in Thierhaupten das Leitbild Naturgemeinde gefunden war, galt es in den Arbeitsgruppen lediglich abzustimmen, inwieweit dieses Leitbild mitgetragen wird und welche Maßnahmen bzw. Handlungsempfehlungen daraus für das jeweilige Themenfeld folgen. Dieses Vorgehen war zielorientiert und ermöglichte bereits im Vorfeld eine gewisse Maßnahmen-Priorisierung. Handlungsempfehlungen und Maßnahmen, die nicht unter diesen Oberbegriff passten bzw. für die Entwicklung des großen Ganzen keine wesentliche Rolle spielten, wurden von den Arbeitskreis-Teilnehmern frühzeitig erkannt und aussortiert. So gelang es in allen Arbeitskreisen, ein zielorientiertes Maßnahmenpaket zu erarbeiten und sich mit ursprünglichen Anliegen (z.B. der Ausweisung eines eigenen Gewerbegebietes) kritisch auseinander zu setzen.

Das erklärte Ziel ist nun, den Gedanken ganzheitlich zu denken und zu leben. Dazu zählen eben nicht nur das Naturschutzgebiet und die biologische Vielfalt der Fauna und Flora. Es soll hier auch um den Schutz der Kulturlandschaft sowie um das Zusammenspiel von Natur, Landwirtschaft, Produktion und Verbraucher gehen. Beispielsweise zählt hierzu auch das Schaffen von (land- / wirtschaftlichen) Kreisläufen. Darin unterscheidet sich Kettershausen entscheidend vom Vergleichsbeispiel / Vorbild der „Biodiversitätsgemeinde Tännesberg“ in der Oberpfalz.

Der Überbegriff „Naturgemeinde“ soll in Kettershausen weit mehr beinhalten, als den Landschaftsbezug und land-(forst-)wirtschaftliche Produktionskreisläufe. Insbesondere der Gedanke der Nachhaltigkeit auf allen Ebenen sowie die Erhöhung der Attraktivität und Lebendigkeit der Ortsteile für die Einwohner waren wichtige Leitgedanken, die unter dem Dach der „Naturgemeinde“ in Handlungsfelder münden.

Dazu gehören insbesondere folgende Aspekte, die von den Gemeindevertretern und den Arbeitskreis-Mitgliedern vollständig mitgetragen werden und die sich im Gemeindeentwicklungsprozess (mit den Ergebnissen des Vitalitätschecks) herauskristallisiert haben:

  • Bekenntnis zur Innenentwicklung

Kettershausen bekennt sich zur Innenentwicklung – und verzichtet damit auf weitere Flächenversiegelungen und Bauflächen-Ausweisungen im Außenbereich. Zur Stärkung der Innenorte sollen Konzepte und Strategien für eine Reaktivierung der leerstehenden und teilgenutzten Gebäude erarbeitet werden.

  • „Lebendigkeit der Ortsteile“

Lebendige Ortsmitten und Ortsteile werden insbesondere auch durch Maßnahmen der Innenentwicklung gefördert. Zudem sollen die Ortsteile in ihren Eigenarten sowie das Dorfleben und die Möglichkeiten für (Vereins-) Treffen und Veranstaltungen gesichert und geschaffen werden. Lebendige und unverwechselbare Dörfer dienen neben der Attraktivität für die Bewohner auch dem touristischen Aspekt der „Naturgemeinde“.

  • Außenwirkung / Kommunikation

Hinsichtlich der Vermarktung des Naturgemeinde-Gedankens, aber auch hinsichtlich der Qualität als Wohnstandort oder als Standort für Investitionen erscheint es den Beteiligten wichtig, dass einer der Leitsätze eine gute und positive Einstellung sein sollte, die andere mitnimmt und nach außen wirkt.

  • Freizeitqualitäten und Erlebniswert

Die Landschaft im Gemeindegebiet bietet in Wohnungsnähe in vielerlei Hinsicht hohe Qualitäten, die es gezielt zu stärken und auszubauen, in jedem Fall aber grundsätzlich zu erhalten gilt. Dadurch wird die Attraktivität als Wohnstandort entscheidend gefördert.

  • Stärkung der Gemeinde als Wohn- und Arbeitsort

Letztendlich kann Kettershausen unter dem Leitbild „Naturgemeinde“ eine Entwicklung anstoßen, die über Tourismus- und Marketing-Strategien neue Standbeine und Einkommensquellen für die Einwohner generiert und die Attraktivität als Wohn- und Arbeitsstandort deutlich erhöht. Zudem kann über die Stärkung der Qualitäten im Innen- und Außenraum die Attraktivität als Wohnort für junge Familien erhöht und somit durch moderaten Zuzug die Stabilität der Gemeinde langfristig gesichert werden.